Geborgenheit statt Endzeitstimmung 20.08.2010
Bin mental wieder genau da gelandet, wo ich immer bin, wenn ich hier schreibe. Hatte wilde Pläne, Wunschvorstellungen und sogar Zeit. Hab geglaubt, ich könne mitbestimmen und wohl auch zaubern. Vielleicht wollte ich sogar von ganzem Herzen aus meiner biederen Haut schlüpfen und Phantasien ausleben, die ich vorher nicht einmal hatte. Auch wenn ich noch nie Sex ohne Reue hatte, dachte ich, diesmal ist es möglich. Meine Welt steht auf dem Kopf und ich habe Endzeitstimmung. Eine harmlose Frauenzeitschrift beim Zahnarzt hat mich aus meinem Traum gerissen. Eine einfache Selbstanalyse „Was wollen Sie wirklich?“ lässt mich eine riesengroße blinkende Reklameschrift sehen, auf der steht in einfachen Lettern: GEBORGENHEIT. Das ist es, dass will ich wirklich. Wie allein muss ich mich gefühlt haben, dass ich dachte der kleine, etwas in die Jahre gekommene und doch auf den 2. Blick recht attraktive Gigolo, kann mir etwas bieten, wonach ich mich sehne? Sehne ich mich nach Orgien und Partnertausch? Einfach nach wohlproportionierten Schwänzen, die von recht wortgewandten, aber einseitig programmierten Herren ausgeführt werden? Hab mir im ersten Anflug ein schönes Abendkleidchen, sowie einen kleinen Schlampenrock zugelegt. Wurde in der Horizontalen auch nicht enttäuscht. Fühlte mich ein wenig verrucht und war für einen Moment abenteuerlustig und ebenfalls einseitig programmiert. Eine Verquickung dummer Umstände holte mich unsanft auf den Boden der Tatsachen. Mein riesiges Zeitfenster ohne den kleinen Prinzen, schrumpfte zu Tagen der Haushaltslähmung und der Warterei. Doch macht nichts, nächstes Jahr wird es ja wieder eine Zeit für sexuelle Selbstentfaltung geben. Ein – bis zweimal im Jahr ist ja schließlich auch regelmäßig. Gut, wenn man gesagt bekommt, dass man selber die Dates bestimmen kann. Oh, was bin ich wieder un- und selbstgerecht. Scheiß drauf. Hab mein Uschi-Buch wieder – welch ein Segen. Der nächste Bestseller wartet auch schon auf mich: „Er steht einfach nicht auf Dich!“. Manche Dinge sind so simpel, dass ich im Nachgang immer nicht weiß, ob ich lachen oder heulen soll.
userli - 20. Aug, 23:06