The End Of The Drama

Ich fühl mich so klein und verloren. Möchte hiermit meine schauspielerischen Tätigkeiten einstellen. Nein, ich geb nicht auf. Ich möchte nur neu anfangen. Meine letzte Beziehung scheiterte wohl daran, dass ich mir von Anfang an etwas vorgemacht habe. Ich hatte das Gefühl endlich angekommen zu sein, wollte nicht mehr durch mein Leben rennen. Immer auf der Suche nach Irgendwas und Irgendwem. Als mir klar wurde, dass er mich als seinen Besitz betrachtet und seine Liebe krankhaft wurde, fing ich wieder an durch mein Leben zu rennen. Ich verbrachte meine Zeit im Sportstudio und später beim Tanztraining. Der Tanzlehrer, für den sich meine Freundin interessierte, hatte schon gewonnen, als er mir das erste Mal tief in die Augen sah. Ich wollte Spaß, ich wollte Leichtigkeit, ich wollte raus aus dem festgefahrenem Alltag. Ich wollte keine Vorwürfe mehr hören, keine unsinnigen Diskussionen führen, die sich immer im Kreis drehten. Ich hatte alles investiert was ich hatte. Liebe, Zeit und auch Geld. Als ich die räumliche Trennung vorschlug, waren schon alle Messen gesungen. Ich war finanziell am Ende und sagte mir, lieber fress ich den Kitt aus den Fenstern, als dass ich diesen unhaltbaren Zustand manifestiere. Die endgültige Trennung folgte, als er mir mitteilte, dass er kein gemeinsames Kind mehr wolle, er hätte ja schließlich schon zwei. Der Sex mit dem Tanzlehrer war so gut, dass ich für ein paar Stunden abschalten konnte. Einen Tag später lag ich dann auch schon wieder mit meinem Ex im Bett. Ich wollte es noch mal wissen. Es dauerte ca. 8 min, er war lieblos und egoistisch wie immer. Nur ein paar Wochen später wurde meine Schwangerschaft festgestellt. Ich war überzeugt, dass es von meinem Ex wäre. Als einen Monat später ungefähr errechnet wurde, wann es passiert sein musste, traf mich fast der Schlag. Plötzlich kam auch der Tanzlehrer als potenzieller Vater meines Kindes in Frage. Ich überbrachte beiden die frohe Botschaft. Dem Tanzlehrer fiel nichts Besseres ein, als nach der Einleitung, dass er dieses Kind nie als sein eigenes Fleisch und Blut betrachten wird, über mich herzufallen, schließlich war ich ja schon schwanger – es konnte ja nichts mehr passieren. Ich heulte Rotz und Wasser und wollte nur noch sterben. Mein Ex fing an zu stalken und machte in seiner Verzweiflung herzzerreißende Szenen, es tat so weh. Doch da war dieses kleine Wesen in mir. Und ich fing an, die Verantwortung zu übernehmen.
Zuerst ging ich zur Schuldnerberatung, ich wollte sicherstellen, dass es meinem Kind an nichts fehlen würde. Ab dem 3. Schwangerschaftsmonat begann ich mich an allen möglichen und unmöglichen Körperstellen zu kratzen. Manchmal heulte ich nachts in mein Kissen, weil ich nicht schlafen konnte. Irgendwann war mein Körper so aufgekratzt, wund und heiß dass ich mir von den Hautärzten Kortison verschreiben ließ, welches ich auch meinem Kind intravenös verabreichte. Noch bevor dann das Insolvenzverfahren eröffnet wurde, saß ich tagelang hochschwanger ohne Strom in meiner Wohnung, weil ich den Strom für das Haus meines Exfreundes nicht mehr bezahlt hatte. Die staatlichen Stellen wollten nicht helfen. Die letzten Wochen meiner Schwangerschaft verbrachte ich als Dauergast bei den Frauenärzten, weil pausenlos Blut abgenommen und Ultraschall gemacht werden musste. Es bestand die Gefahr, dass ich die Plazenta vorzeitig abstoße, oder selber kollabiere. Vorsorglich suchte ich mir eine Entbindungsstation mit Kinderklinik, damit mein Kind im Ernstfall nicht von mir getrennt werden würde. Bei einer Untersuchung in der 37. Woche wurde ich dann auf Grund der Blutwerte und des Blutdrucks gleich einkaserniert. Ich war froh, dass ich alle meine 7 Sachen schon im Auto hatte. Die Entbindung wurde abends gegen 20:00 Uhr mit einem Wehenmittel eingeleitet, da ich auf natürliche Weise gebären wollte. Gegen 22:00 rief ich eine Freundin an und sagte ihr: „Das halte ich noch ein paar Tage aus, ist lediglich so, als ob man seine Tage bekommt.“ Zwei Stunden später hielt ich es nicht mehr aus und bat die Schwestern, um ein Schmerzmittel, weil die Wehen nicht mehr aufhörten und ich das Gefühl hatte, in der Mitte zu zerreißen. Als ich gerade das Mittel eingeworfen hatte, platzte meine Fruchtblase und ich sah erschrocken zu, wie sich auf dem Boden eine riesige Blutlache bildete. Ich schaffte es die Notklingel zu bedienen und ehe ich mich versah, sprangen diverse Ärzte und Schwestern aufgeregt um mich herum und zogen mir Trombosestrümpfe, Nachthemdchen etc. an. Dann schoben sie mich im Eilschritt in den OP. Ich war krank vor Sorge, dass meinem Baby etwas fehlen könne. Niemand hielt meine Hand und niemand sagte, mach Dir keine Sorgen, wir kriegen das alles hin. Als ich das erste Mal aus der Narkose aufwachte, durfte ich meinen bezaubernden Sohn aus der Ferne sehen. Er war so winzig und so schön, dass es mir den Verstand raubte. Ich sah, wie seine ersten Polaroids aufgenommen wurden und ich war so glücklich, dass alles an ihm dran war. Sie sagten mir auch, dass er gesund ist. Derweilen fummelte eine Schwester an meiner frischen Kaiserschnittnarbe rum und schlug plötzlich Alarm. Eine Arterie war wohl nicht richtig geschlossen, so dass es aus der Narbe herausblutete. Und wieder wurden mir die Lichter ausgeschossen.
Fortsetzung folgt …
userli - 22. Apr, 23:31