Der kleine Prinz

Als ich wieder erwachte, lag neben mir in einem kleinen Rollbettchen, der von da an wichtigste Mensch in meinem Leben. Es war Liebe auf den ersten Blick! Ich war einfach nur glücklich und ich heulte, heulte, heulte vor lauter Erleichterung. Die Tür ging auf und eine Schwester schneite herein. Ich bat sie, um ein halbes Schwein auf Toast und etwas zu Trinken. Sie sagte, essen dürfe ich noch nichts, aber sie würde mir einen Tee bringen. Den stellte sie dann auf ein Nachtschränkchen neben mein Bett, so dass ich ihn gut sehen, aber leider nicht trinken konnte. Die Narbe tat zu weh, um mich zu bewegen und an mir bammelten irgendwelche Drainagen und Katheder. Etwa zwei Stunden vergingen, in denen ich abwechselnd meinen Sohn und meinen Tee betrachtete, dann öffnete sich die Tür und meine dicke, geliebte Mutter betrat gefolgt von meiner großen Schwester den Saal. Sie waren gekommen, um mir bei der Entbindung beizustehen und konnten nicht glauben, dass mein Sohn schon einige Stunden auf dieser Welt weilte. Endlich konnte ich meinen Tee trinken. Ich war so dankbar. Den ganzen Tag über, wollte die Tür nicht mehr still stehen, alle meine Lieben waren da und irgendwann erschien auch mein Ex mit einem Blumenstrauß und dem von mir vorbereitetem Vaterschaftstest. Alle sagten, der kleine Prinz wäre ihm wie aus dem Gesicht geschnitten und irgendwie fand ich das auch.

Das Ergebnis des Tests bekam ich erst Wochen später. Schwarz auf Weiß war da zu lesen, dass mein Ex als Vater nicht in Frage kommt. Ich rief den Tanzlehrer an und sprach meinen Glückwunsch zu seiner Vaterschaft auf seinen AB. Als er ein paar Tage später mit seinem Vaterschaftstest aufkreuzte, sagte ich nur zum kleinen Prinzen: „ Mund auf Mäuschen, du hast ja da schon Routine.“ Ich war so gefrustet, dass ich den Tanzlehrer auch noch anblaffen musste: „Na, wars für dich genauso schön, wie für mich?“ Seit diesem Tage hasst er mich wohl erst recht. Wir einigten uns dann auf seine Zahlvaterschaft. Seine Mutter weiß bis zum heutigen Tage nichts von ihrem Enkel, obwohl ich ihn mehrmals bat, sie alleine entscheiden zu lassen, ob sie ihren Enkel kennen lernen möchte, oder nicht.

Die Tage mit dem kleinen Prinzen waren so schön und auch so anstrengend, dass ich völlig vergaß, dass ich neben dem Muttersein auch noch eine ganz normale Frau bin. Ich war zufrieden und hatte meine innere Mitte gefunden. Als die pausenlose Stillerei dann aufhörte und mein Körper wieder mir gehörte, begann die rastlose Suche von neuem.

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